Rolf Stemmle

Belletristik und Lyrik, Theater und Musik

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Der Mensch im Tier
meist heitere Gedichte
mit farbigen Illustrationen von Martin Bernhard
Kleine Weisheiten, Schwänke, hintersinnige Geschichten, Allzumenschliches
auf null bis tausend Beinen

Ein Kater will seiner Angebeteten Blumen bringen, nimmt eine Beruhigungspille und schläft prompt beim Blumenpflücken ein. Ein Fisch erstarrt aus Angst, gefangen zu werden, und verpasst dadurch seine Lebensträume. Ein Nilpferd will endlich ein beherztes Leben führen und beschließt, den Atlantik zu überfliegen.

Die kleinen Begebenheiten im Reich der Tiere könnten (fast) auch bei uns Menschen spielen. In dem Lyrikband werden knapp 70 solcher Geschichten erzählt, solide gereimt und mit vielen hintersinnigen Pointen gespickt.

Und hier noch ein Beispiel: Eine Prinzessin küsst einen Frosch und wird dabei selbst zum Frosch. Ja, so ist das eben: „Egal wie man es ausgeheckt, die Spannung bleibt, was drinnen steckt.“

Verlag Rolf Stemmle, 2004, erweiterte Neuauflage 2020
978-3-936567-51-9 / 48 Seiten / 10,00 € 

Leseprobe:

Umgedacht

Als stark sich hob die Herrscherhand,
entdeckte eine Weinbergschnecke
die Liebe zu dem Vaterland
und bot sich an als Waffenrecke.

Den Brief gab sie der Tante mit,
die wollte ihn zum Postamt bringen.
Da sie jedoch an Durchfall litt,
zerlief die Tat mit diesen Dingen.

Der Krieg kam übers Land gezogen,
und viele starben in der Schlacht.
Die Schnecke fühlte sich betrogen,
denn keiner hatt’ an sie gedacht.

Kaum war der Friede heimgekehrt,
begann sich dieser Gram zu lichten.
Sie lebte, liebte unbeschwert,
vergaß die hehren Heldenpflichten.

Beim Frühjahrsputz im Haus der Tante
fand sie schockiert den Brief am Klo.
Für damals schalt sie die Verwandte,
für heute fand sie’s besser so.


Die Schicksalsfrage

In knapp drei Jahren hat ein Dromedar
die Wüste einmal quer durchschritten.
Ihm ist seit seiner langen Reise klar,
wie unterschiedlich sind die Sitten.

In einer Stadt mit vielen hundert Türmen
trug es besonders kurze Hosen;
sogleich begann die Menge wild zu stürmen –
der Fremde wurde ausgestoßen.

In einer andren Stadt, nicht weit daneben,
blieb solch ein dummer Trubel aus.
Es konnte sich problemlos beinfrei geben
und kam sogar ganz groß heraus.

Ob dich Erfolg begleitet deine Tage,
liegt nicht allein an deinen Taten.
Entscheidend ist zumeist die Schicksalsfrage:
An welchen Ort bist du geraten?


Die Klugen

Von niemandem erwartet kam
ein schwarzes Schaf in eine Herde.
Die Neue lugte aufmerksam,
wie es hier künftig für sie werde.

Die Herdentiere blickten auf,
betrachteten der Neuen Fell.
Oh ja, sie kamen schnell darauf,
das ihrige war anders – hell.

Bald setzten sie ihr Grasen fort.
Der Fall nahm keine weitre Wendung.
Die Schafe nämlich krankten dort
nicht an rassistischer Verblendung.


Überraschung

Ein Frosch saß auf dem Brunnenrand,
der Schlossfassade abgewandt,
als die Prinzessin näher kam
und zärtlich seine Froschhand nahm.

„Dich, Frosch“, so sprach die Süße leis,
„muss ich jetzt küssen, wild und heiß,
denn täuscht mich nicht die ganze Welt,
steckt in dir drin ein großer Held!“

Der Kuss geschah, und gleich darauf
schoss eine hohe Flamme auf:
Der Frosch stand stolz als Elch im Hof,
die Maid – als Fröschin – glotzte doof.

An neuer Lebensweisheit reich
sprang traurig sie zum Gartenteich.
Egal wie man es ausgeheckt,
die Spannung bleibt, was drinnen steckt.


Angebandelt

Ein Kater sah ein tolles Katzenweib
durch seine dunkle Sonnenbrille.
Er sprach: „Die hol’ ich mir zum Zeitvertreib!“ –
und nahm eine Beruhigungspille.

Weil er der Süßen etwas bringen wollte,
sprang er auf eine Blumenwies’.
Die Medizin war besser, als sie sollte,
weshalb ihn dort die Kraft verließ.

Die Katze, auf dem Weg zu Nachbars Garten,
erblickte unsren Kater-Mann.
Sie spendete in Sorge ihren Atem –
und beider Liebesglück begann.

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